Ein Rucksack voll mit meinem Leben
Natalia nahm ihren Rucksack zur Hand und suchte ihre Lesebrille. Sie konnte sie nicht gleich finden, dafür aber viele andere Dinge. " Da ist mein ganzes Leben drin". Manchmal passt mein ganzes Leben in einen Rucksack“, sagte Natalia, als wir gemeinsam im Restaurant beim Essen saßen.
Ich horchte auf.
Nahm das gesprochene Wort in mich auf.
Und dachte still: Wie schön das wäre, wenn das wirklich möglich wäre.
Was wäre wohl in diesem Rucksack?
Rückblickend – auf all die Menschen im Ahrtal, die am Ende nicht mal mehr einen Rucksack besaßen – werde ich still. Demütig. Nachdenklich.
Immerhin haben wir heute wieder einen Rucksack.
Aber damals, in dieser Nacht, in dieser Katastrophe –
hatten viele nichts. Nicht einmal etwas, worin sie etwas hätten verstauen können.
Da wurde schlagartig bewusst, was es bedeutet, nur noch die Kleidung am Leib zu haben.
Alles andere – weg.
Und viele brauchen Jahre, um diesen Verlust überhaupt zu begreifen.
Wenn plötzlich alles fort ist – einfach alles –
dann gibt es nichts mehr, was man verlegt haben könnte.
Nichts, was man suchen, finden oder reparieren kann.
Keine Ausreden, keine Listen, keine Sicherheiten.
Nur Leere. Und der eigene Atem.
Aber zurück zu uns – dort am Tisch im Restaurant.
Die Frage, was in meinem Rucksack wäre, habe ich mir in dem Moment nicht wirklich beantwortet.
Aber der Gedanke daran, dass mein ganzes Leben in einen einzigen Rucksack passen könnte,
ließ etwas in mir aufblitzen:
Ein Gefühl von Befreiung.
Von Klarheit.
Von Einfachheit.
Von Licht.
Es war, als wollte meine Seele mir zuflüstern:
„Wow, wie schön das wäre. Weniger Ballast. Mehr Zeit für dich. Mehr Raum fürs Wesentliche.“
Ein Gedanke wie ein leiser Blitz aus dem Himmel.
Ein himmlisches Flüstern vielleicht:
Weniger ist mehr.
Die wahre Fülle steckt längst in deinem Herzen – nicht in deinem Besitz.
Trag dein Leben im Herzen.
Definiere dich nicht über das, was du hast.
Ein Rucksack ist nur ein Rucksack.
Aber dein Herz –
das ist unersetzlich.
Worte von Natalia die in der Flutnacht 3 Familennitglieder verloren hat.
Der Rucksack
Wichtig für vieles –
und doch trägt er nicht das,
was am schwersten wiegt:
Die Liebsten.
Nur Bilder.
Erinnerungen,
die nicht wärmen,
aber brennen.
Dass man sich nicht verabschieden konnte –
das tut weh.
Was im Ahrtal geschah,
reißt Wunden,
die nicht heilen wollen.
Unendliches Leid.
Verlust.
Trauer.
Schmerz.
So viele Menschen,
die alles verloren haben.
Wie Recht du hast.
Der Rucksack sollte größer sein.
So groß,
dass ich alle mitnehmen könnte.
Behütet.
Geborgen.
Wäre das nicht schön?
Wäre das nicht Liebe?
🙏🫂❤️
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